Für viele Jobsuchende ist das Thema Gehalt im Vorstellungsgespräch eine der grössten Hürden. Es ist der Moment, in dem aus dem Wunschkandidaten ein Verhandlungspartner wird – eine Rolle, die viele als unangenehm empfinden. Doch die Gehaltsverhandlung ist kein Kräftemessen, sondern ein professionelles Gespräch über Ihren Wert auf dem Arbeitsmarkt.
Wer in der Schweiz erfolgreich verhandeln will, muss die Spielregeln kennen. Hier sind 5 goldene Regeln, die Ihnen helfen, selbstbewusst aufzutreten und das Gehalt zu bekommen, das Sie verdienen.
Ohne eine solide Basis ist jede Verhandlung eine Lotterie. Ihre grösste Stärke in der Gehaltsverhandlung ist fundiertes Wissen über den Marktwert Ihrer Fähigkeiten und Erfahrungen. Ein unrealistischer Betrag wirkt unprofessionell und kann das Gespräch schnell beenden, während eine zu tiefe Forderung Sie unter Wert verkauft.
So gehen Sie vor:
Nutzen Sie offizielle Lohnrechner: In der Schweiz gibt es hervorragende Online-Tools, um den durchschnittlichen Lohn für Ihre Position zu ermitteln. Verwenden Sie den offiziellen Lohnrechner des Bundes (Lohnbuch) oder private Plattformen, die verlässliche Daten liefern.
Berücksichtigen Sie alle Faktoren: Das Gehalt hängt stark von der Branche, der Unternehmensgrösse, der Region (z. B. Zürich oder Genf versus ländliche Kantone), Ihrer Berufserfahrung und Ihren spezifischen Qualifikationen ab.
Definieren Sie eine Spanne: Legen Sie sich nicht auf eine einzige Zahl fest. Stattdessen bereiten Sie eine realistische Spanne vor, z. B. CHF 90'000 bis CHF 100'000. Das signalisiert Flexibilität und eröffnet dem Recruiter einen Verhandlungsspielraum.
Dies ist eine der wichtigsten psychologischen Regeln in der Gehaltsverhandlung. Die Person, die zuerst eine Zahl nennt, setzt den sogenannten „Anker“. Wenn Sie Ihre Gehaltsvorstellung zu früh nennen, kann das Ihre Verhandlungsposition schwächen, da der Recruiter das erste Angebot nun als Ausgangspunkt nimmt.
So gehen Sie vor:
Seien Sie geduldig: Warten Sie, bis der Personalverantwortliche das Thema Gehalt anspricht. Dies geschieht in der Regel erst, wenn das gegenseitige Interesse feststeht, oft am Ende des ersten Gesprächs oder in der zweiten Runde.
Weichen Sie diplomatisch aus: Wenn Sie zu früh nach Ihren Vorstellungen gefragt werden, antworten Sie diplomatisch, aber bestimmt. Sätze wie „Ich würde das Thema Gehalt gerne zu einem späteren Zeitpunkt besprechen, sobald wir uns über die Aufgaben und meine Rolle im Klaren sind“ oder „Ich bin zuversichtlich, dass wir eine faire und für beide Seiten zufriedenstellende Lösung finden werden“ sind hier hilfreich.
Lassen Sie den Arbeitgeber ein Angebot machen: Im Idealfall nennen Sie erst eine Zahl, nachdem Sie ein erstes Angebot erhalten haben.
Das Gehalt ist nur eine Komponente Ihrer Vergütung. Profis wissen, dass das Gesamtpaket oft mehr wert ist als nur der monatliche Lohn. Das Verhandeln zusätzlicher Benefits zeigt, dass Sie über den Tellerrand hinausschauen.
Wichtige Elemente des Gesamtpakets in der Schweiz:
Berufliche Weiterbildung: Werden Weiterbildungen, Kurse oder Zertifizierungen vom Arbeitgeber bezahlt? Dies ist eine Investition in Ihre Zukunft.
Ferien: In der Schweiz sind 4 Wochen das gesetzliche Minimum. Immer mehr Unternehmen bieten 5 Wochen an. Fragen Sie, ob hier Spielraum besteht.
Bonus und Erfolgsbeteiligung: Besteht ein Bonussystem? Fragen Sie nach den Kriterien und der durchschnittlichen Höhe.
Home-Office-Möglichkeiten und flexible Arbeitszeiten: Wie flexibel sind die Arbeitsmodelle?
Pensionskasse: Fragen Sie nach dem Anteil, den das Unternehmen an Ihre Pensionskasse einzahlt. Ein grosszügiger Arbeitgeberanteil kann langfristig viel Geld bedeuten.
Fringe Benefits: Denken Sie an Benefits wie ein Halbtax- oder GA-Abo für den öffentlichen Verkehr, Verpflegung im Büro oder Rabatte.
Eine Zahl allein hat keine Aussagekraft. Sie müssen dem Personalverantwortlichen zeigen, warum Sie diese Vergütung verdienen. Verknüpfen Sie Ihre Gehaltsvorstellung mit dem Mehrwert, den Sie dem Unternehmen bieten.
So gehen Sie vor:
Verbinden Sie Ihre Erfahrung mit dem Wert: „Basierend auf meiner zehnjährigen Erfahrung im Projektmanagement, insbesondere bei der Leitung von Projekten im Wert von über 1 Million Franken, und den marktüblichen Gehältern in Zürich, halte ich eine Gehaltsspanne von X bis Y für angemessen.“
Beziehen Sie sich auf Ihre Erfolge: Nennen Sie konkrete Erfolge aus Ihrer Vergangenheit. Haben Sie Kosten gesenkt? Umsatz gesteigert? Prozesse optimiert? Zeigen Sie, dass Sie eine Investition sind, die sich für das Unternehmen auszahlen wird.
Fokus auf die Zukunft: Erklären Sie, wie Ihre Fähigkeiten und Erfahrungen dem Unternehmen helfen, seine spezifischen Ziele zu erreichen. Machen Sie deutlich, dass Sie die richtige Person sind, um die Herausforderungen der Stelle zu meistern.
Die Gehaltsverhandlung ist ein Teil des Bewerbungsprozesses. Ihre Haltung in diesem Gespräch verrät viel über Ihre Persönlichkeit. Bleiben Sie ruhig, sachlich und respektvoll, egal wie das Gespräch verläuft.
So gehen Sie vor:
Bleiben Sie gelassen: Es ist in Ordnung, wenn Sie eine Nacht darüber schlafen müssen, bevor Sie ein Angebot annehmen. Bitten Sie freundlich um Bedenkzeit.
Seien Sie bereit für ein „Nein“: Seien Sie darauf vorbereitet, dass das Unternehmen Ihre Gehaltsvorstellung ablehnt. Fragen Sie in diesem Fall nach den Gründen und ob es Spielraum bei anderen Benefits gibt.
Verhandeln Sie als Partner: Sehen Sie die Verhandlung nicht als Kampf, sondern als Suche nach einer Lösung, die für beide Seiten attraktiv ist. Eine kooperative Haltung legt den Grundstein für eine erfolgreiche zukünftige Zusammenarbeit.
Eine Gehaltsverhandlung ist kein Hexenwerk. Mit gründlicher Recherche, dem richtigen Timing und einer klaren Haltung können Sie Ihre Chancen auf ein höheres Gehalt massiv erhöhen. Sehen Sie es als professionellen Austausch über Ihren Wert. Wer diese fünf goldenen Regeln beherzigt, beweist nicht nur Verhandlungsgeschick, sondern auch Selbstbewusstsein, das im Schweizer Arbeitsmarkt sehr geschätzt wird.
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