Das Home-Office hat sich in der Schweiz in den letzten Jahren von einer seltenen Ausnahme zu einem etablierten Arbeitsmodell entwickelt. Doch während die Praxis weit verbreitet ist, hinkt die rechtliche Regulierung in vielen Bereichen noch hinterher. Für Arbeitnehmer und Arbeitgeber ist es daher entscheidend, die aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen und die wichtigsten Rechte und Pflichten zu kennen.
Gemäss dem Schweizer Arbeitsrecht gibt es keinen allgemeinen gesetzlichen Anspruch auf Home-Office. Weder kann ein Arbeitnehmer verlangen, von zu Hause zu arbeiten, noch kann ein Arbeitgeber dies einseitig anordnen. Die Einführung von Home-Office basiert auf dem Prinzip der Vertragsfreiheit und muss in einer Vereinbarung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber geregelt werden.
Mündliche vs. schriftliche Vereinbarung: Eine mündliche Zusage für Home-Office ist gültig, aus Beweisgründen ist eine schriftliche Vereinbarung (z. B. als Zusatz zum Arbeitsvertrag oder in einer separaten Home-Office-Policy) jedoch dringend zu empfehlen. Sie schafft Klarheit über die Rahmenbedingungen.
Auch im Home-Office gelten die allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen, die sich jedoch in der Praxis als komplex erweisen.
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz: Der Arbeitgeber bleibt für die Gesundheit und Sicherheit seiner Mitarbeiter verantwortlich, auch wenn diese von zu Hause aus arbeiten. Dazu gehört die Bereitstellung einer ergonomischen Arbeitsplatzausrüstung (Bürostuhl, Monitor, Tastatur etc.).
Kostenübernahme: Der Arbeitgeber muss die Kosten übernehmen, die direkt mit der Erfüllung der Arbeit im Home-Office verbunden sind. Dazu zählen beispielsweise Telefon- und Internetkosten. Eine gesetzliche Pflicht zur Übernahme von Miet- oder Stromkosten besteht in der Regel nicht, wird aber oft in der Firmen-Policy geregelt.
Arbeitszeiterfassung: Der Mitarbeiter ist weiterhin an das Arbeitsgesetz gebunden und muss die Arbeitszeit, Pausen und die Ruhezeiten einhalten.
Datenschutz und Vertraulichkeit: Der Arbeitnehmer muss dafür sorgen, dass vertrauliche Firmendaten zu Hause geschützt sind. Das bedeutet, dass der Arbeitsplatz sicher vor Dritten ist und keine ungesicherten WLAN-Netzwerke genutzt werden dürfen.
Das Home-Office wirft weiterhin rechtliche Fragen auf, die in der Politik diskutiert werden.
Internationale Abkommen: Für Grenzgänger, die regelmässig im Home-Office arbeiten, gibt es laufend neue bilaterale Abkommen mit den Nachbarländern (wie Deutschland und Frankreich), die regeln, in welchem Land Sozialversicherungsbeiträge bezahlt werden.
Politische Diskussion: Es gibt politische Bestrebungen, einen gesetzlichen Anspruch auf Home-Office zu schaffen, zumindest für bestimmte Berufsgruppen. Solche Vorstösse werden jedoch kontrovers diskutiert.
Fazit:
Das Home-Office bietet enorme Flexibilität und gilt als Zukunftsmodell der Arbeit. Um rechtliche Unsicherheiten zu minimieren und eine reibungslose Zusammenarbeit zu gewährleisten, ist eine klare, schriftliche Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer unerlässlich. Sie sollte die Regelungen zur Arbeitszeit, den Kosten und den Sicherheitsstandards explizit festlegen und schafft so eine verlässliche Basis für eine moderne Arbeitsbeziehung.
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