In der Schweiz, einem Land, das auf pragmatischen Werten und solider Ausbildung aufbaut, ist der Weg an die Spitze nicht nur für Akademiker reserviert. Viele der erfolgreichsten Führungskräfte in der Schweizer Wirtschaft haben ihre Karriere nicht in einem Hörsaal, sondern in der Berufsschule und im Lehrbetrieb begonnen. Die Lehre ist hier nicht nur eine Alternative, sondern ein vollwertiges und äusserst respektiertes Sprungbrett für eine Karriere bis in die höchsten Etagen.
Das duale Bildungssystem der Schweiz ist weltweit einzigartig. Es kombiniert eine praktische Ausbildung in einem Unternehmen mit theoretischem Unterricht in der Berufsfachschule. Diese frühe Verzahnung von Theorie und Praxis schafft eine solide Grundlage, die für eine Führungskarriere von unschätzbarem Wert ist. Wer eine Lehre absolviert, erlernt nicht nur ein Handwerk, sondern auch Disziplin, Problemlösungskompetenz und Verantwortung.
Die Wege sind so vielfältig wie die Berufe selbst. Hier sind drei beispielhafte Pfade, die zeigen, wie der Aufstieg gelingen kann.
Der Start: Eine Lehre als Automatiker/in oder Elektroniker/in.
Der Weg: Nach dem erfolgreichen Lehrabschluss entscheidet sich der junge Fachmann für eine Berufsmaturität, die ihm den Weg an eine Fachhochschule (FH) ebnet. Dort absolviert er ein Bachelor- und Masterstudium in Ingenieurwesen. Mit dem theoretischen Wissen und der praktischen Erfahrung steigt er zunächst als Fachexperte ein.
Der Aufstieg: Er übernimmt bald Projektleitungsaufgaben, wird Teamleiter und steigt schliesslich in eine leitende Position auf, zum Beispiel als Leiter einer Forschungs- und Entwicklungsabteilung oder sogar als CTO (Chief Technology Officer).
Das Erfolgsgeheimnis: Die Kombination aus fundierter praktischer Erfahrung und akademischem Wissen ist in der innovationsgetriebenen Schweizer Wirtschaft extrem gefragt.
Der Start: Eine Lehre in einem klassischen Handwerk wie Schreiner/in oder Zimmermann/frau.
Der Weg: Nach einigen Jahren Berufserfahrung entscheidet sich der Handwerker für die Höhere Fachprüfung, um den Meistertitel zu erwerben. Diese Weiterbildung vermittelt nicht nur vertieftes Fachwissen, sondern auch kaufmännische und betriebswirtschaftliche Kompetenzen.
Der Aufstieg: Er übernimmt die Leitung eines Teams, steigt zum Betriebsleiter auf oder, im typischen Schweizer Stil, macht er sich selbstständig, indem er ein Familienunternehmen übernimmt oder seine eigene Firma gründet.
Das Erfolgsgeheimnis: Das tiefe Verständnis für das Handwerk, kombiniert mit unternehmerischem Geschick und einem guten Ruf, ist die Basis für langanhaltenden Erfolg.
Der Start: Eine kaufmännische Lehre (KV-Lehre).
Der Weg: Nach der Lehre spezialisiert sich die Fachperson in einem Bereich wie Marketing, Human Resources oder Finanzen. Sie absolviert eine Berufsprüfung und danach eine Höhere Fachschule (HF) in Betriebswirtschaft.
Der Aufstieg: Aus der Fachfunktion heraus übernimmt sie eine leitende Rolle, zum Beispiel als Abteilungsleiterin im HR oder Verkaufsleiterin. Die breite kaufmännische Basis, ergänzt durch Spezialwissen, macht sie zu einer wertvollen Führungskraft, die die Geschäftsprozesse von der Pike auf kennt.
Das Erfolgsgeheimnis: Die Fähigkeit, aus der operativen Ebene in die strategische zu wechseln, ist entscheidend.
Was haben all diese Wege gemeinsam?
Lebenslanges Lernen: Die Lehre ist nur der Anfang. Der Wille, sich kontinuierlich weiterzubilden, ist der wichtigste Erfolgsfaktor.
Praxiserfahrung als Vorteil: Die Praxiserfahrung, die man in der Lehre sammelt, ist ein unschätzbarer Vorteil gegenüber rein akademisch ausgebildeten Personen. Man weiss, wie die Arbeit "am Boden" funktioniert.
Soft Skills: Führungskompetenz, Kommunikationsfähigkeit und die Fähigkeit, andere zu motivieren, sind entscheidender als jeder Titel. Diese Fähigkeiten werden in der Lehre oft intuitiv entwickelt.
Fazit: Die Schweizer Wirtschaft beweist, dass eine Karriere bis ganz nach oben nicht zwingend über ein Universitätsstudium führen muss. Wer mit einer Lehre startet, legt den Grundstein für eine Karriere, die auf solidem Handwerk, praktischem Wissen und einem bewährten Weiterbildungssystem aufbaut. Der Weg vom Lehrling zum CEO ist in der Schweiz kein Mythos, sondern ein realer und respektierter Karrierepfad.
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